U-Bahn Berlin Geschichte – 200-Kilometer-Plan, Richtlinien und neue Verkehrspolitik

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Berliner_U-Bahn#200-Kilometer-Plan.2C_Richtlinien_und_neue_Verkehrspolitik

Da Berlin zu weiten Teilen zerstört war, gab es die große Chance, einige Strecken neu- oder umzubauen. Unter den ersten Vorschlägen sollten die Hochbahnviadukte entfernt werden, denn diese wurden teilweise als hässlich, immer noch störend und ärgerlich empfunden. Der damalige Stadtrat für Verkehrsfragen, Ernst Reuter, lehnte dies jedoch ab:

Einmal seien diese Viadukte nun schon so alt, dass eine Gewöhnung eingetreten sei, an der man nicht rühren sollte; dann aber sollte man, wenn man schon viel Geld für U-Bahn ausgeben wolle, damit lieber neue U-Bahn-Strecken bauen, die der Bevölkerung auch neue Verkehrsverbindungen bringen würden.

Da dies nun vom Tisch war, wurde ein Plan für die Erweiterung des U-Bahn-Netzes vorgelegt:

1. Bauabschnitt
ehemals heute Status Strecke
Linie C U6 realisiert Seestraße – Scharnweberstraße
Linie A U2 realisiert Vinetastraße – Pankow
Linie E U5 geändert realisiert Friedrichsfelde – Karlshorst
Linie CI U7 realisiert Grenzallee – Blaschkoallee
Linie D U8 teilweise realisiert Leinestraße – Britz
Linie CII U6 realisiert Tempelhof – Teltowkanal
2. Bauabschnitt
ehemals heute Status Strecke
Linie C U6 realisiert Scharnweberstraße – Tegel
Linie D U8 geändert realisiert Gesundbrunnen – Wilhelmsruh
Linie B   nicht realisiert Warschauer Brücke – Bersarinstraße
Linie CI U7 realisiert Blaschkoallee – Rudow
Linie D   nicht realisiert Gradestraße – Mittenwalder Kleinbahn
Linie AII   nicht realisiert Krumme Lanke – S-Bahnhof Zehlendorf West
Linie BII   nicht realisiert Uhlandstraße – S-Bahnhof Halensee
Linie AI   nicht realisiert Ruhleben – Spandau
Linie F   nicht realisiert Alexanderplatz – Molkenmarkt – Spittelmarkt – Leipziger Straße – Potsdamer Straße – Hauptstraße – Rheinstraße – Schloßstraße
3. Bauabschnitt
    Status Strecke
Linie F   nicht realisiert Alexanderplatz – Rennbahnstraße – Weißensee
Linie G U9 geändert realisiert Steglitz – Schloßstraße – Kaiserallee – Zoologischer Garten – Alt-Moabit – S-Bahnhof Putlitzstraße – Augustenburger Platz

Der Plan wurde von 1953 bis 1955 entworfen und wurde alle paar Jahre an die aktuelle Situation angepasst. Das Ziel war es, das Berliner U-Bahn-Netz auf 200 Kilometer Länge zu verlängern. Daher stammt auch der Name 200-Kilometer-Plan. Dieser Plan ist heute auch insofern noch gültig, da er in den Berliner Flächennutzungsplan eingegangen ist. Das Besondere damals war, dass der Plan sich ausschließlich an den Pendlerströmen und nicht an den damaligen Grenzen orientierte. Höchste Priorität im 200-Kilometer-Plan besaß der Ausbau der Linie C nach Tegel und Mariendorf. Deshalb wurden diese Streckenabschnitte auch zuerst gebaut.

Neben dem 200-Kilometer-Plan wurden auch die Richtlinien für den Bau von U-Bahnen beschlossen. Die neue Verkehrspolitik sah vor, dass die U-Bahn und der Autobus die zwei wichtigsten Verkehrsmittel werden würden, während die Straßenbahn durch jene ersetzt werden sollte. Dieser Beschluss stand nicht von Anfang fest, er kristallisierte sich erst nach und nach heraus.

Es begann mit einer Bestellung neuer Straßenbahnwagen und Autobusse, die inzwischen dringend benötigt wurden und für deren Finanzierung ein Kredit über zwölf MillionenMark (inflationsbereinigt in heutiger Währung: rund 29.145.000 Euro) für den Kauf von 40 Straßenbahnwagen und 20 Autobusse beantragt wurde. An der Spitze der BVG wurden immer mehr Bedenken geäußert, denn einmal seien die Tests für den neuen Straßenbahntyp nicht erfolgversprechend verlaufen und zweitens wies man auf andere europäische Metropolen, in denen die Straßenbahnen ebenfalls eingestellt wurden. Die Straßenbahn wurde als überflüssig betrachtet, da Berlin zu jener Zeit bereits ein gutes Basis-U-Bahn-Netz besaß. Der damals stark wachsende Oberflächenverkehr würde die Straßenbahn (die damals meist ohne eigenen Gleiskörper fuhr) nur behindern. Diesem Problem könne man nur mit Tunnelstrecken entgegenwirken. Aufgrund dieser Argumente wurde der Kredit schließlich umgewandelt und mit Zustimmung des Berliner Senats für den Kauf von 120 Doppeldeckerbussen verwendet. Dies war zwar kein direkter Beschluss zur Abschaffung der Straßenbahn, doch war dies die logische Konsequenz daraus, wenn der Wagenpark nicht erneuert werden würde.

In den Richtlinien für den Bau von U-Bahnen wurde beschlossen, dass es zukünftig keine Linienverzweigungen, die es damals noch sehr häufig gab, geben sollte. Die Richtlinien gingen auch ausführlich darauf ein, wie die Bahnhöfe auszusehen haben, welche Geometrie die Tunnel haben, und dass Neubaustrecken nur noch im Großprofil gebaut werden sollten. Außerdem wurde festgelegt, dass in Zukunft bevorzugt Turmbahnhöfe oder Richtungsbahnsteige erbaut werden sollten. T- oder L-förmige Umsteigebahnhöfe sollten, wenn möglich, vermieden werden.

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